Wäre das herrlich! - Wäre das herrlich?
Doch dies ist gleichzeitig auch eine Welt ohne menschliche Worte, ohne Musik und ohne schallendes Lachen. Dies ist die Welt der Gehörlosen. Eine Welt, die sich die „norm“ale Bevölkerung kaum vorstellen kann. Eine Welt, in der man nur schriftlich oder „unter Seinesgleichen“ kommuniziert. Denn wer versteht schon die Gebärdensprache?
In dem Lied „Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist“ von Herbert Grönemeyer heißt es unter anderem: „Ihre Hände wissen nicht, mit wem sie reden sollen“. Eine Zeile, die das Schicksal der Gehörlosen nicht treffender hätte beschreiben können.
Sicher, es gibt Bücher und die Tageszeitung, um auch ohne Gehör an Informationen zu gelangen. Doch für die meisten von uns ist Lesen eine ermüdende Tätigkeit, und zudem sehr zeitaufwändig. Unterhaltung, wie wir sie zum Beispiel im Fernsehen geboten bekommen, ist schwer zu finden. Bestenfalls werden in den Dritten Programmen oder in Spartenprogrammen wie "Phönix" die trockenen Nachrichten in Gebärdensprache übersetzt, und selbst dann wird der „Dolmetscher“ wie eine Randfigur irgendwo in die Ecke gequetscht. Hinzu kommt, dass es selbst bei der Gebärdensprache Dialekte gibt. Die Phönix-Dolmetscher(innen) kommen meist aus NRW. Dort wird jedoch zum Teil anders gebärdet als in Hamburg oder Bayern.
Zwar kann man bei vielen Filmen auf Wunsch einen Untertitel einblenden, doch wer schon DVDs mit (fremdsprachigen) Untertitel gesehen hat, der weiß, dass die Augen die meiste Zeit am Text hängen und der eigentliche Film gar nicht richtig genossen werden kann.
Es müsste Filme geben, die in erster Linie für Gehörlose gedreht werden. Filme, bei denen der Untertitel das Hilfsmittel für die hörende Bevölkerung ist, für die die Gebärdensprache ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Und genau hier kommt das Projekt „spectrum 11“ ins Spiel.
Spectrum 11 ist ein Info- und Nachrichtendienst des Gehörlosenverbandes München und Umland.
Das Projekt wird von der Aktion Mensch über einen Zeitraum von 3 Jahren gefördert und zielt darauf ab, Informationsdefizite bei Gehörlosen auszugleichen, indem Nachrichten und wichtige
Neben Nachrichten ist (für die jüngere Zielgruppe) die Rubrik „Junior“ besonders empfehlenswert. Denn hier werden zahlreiche Alltagsfragen kindgerecht erklärt. Zum Beispiel, wer im Kühlschrank das Licht anmacht, wie das Wasser in die Flüsse kommt und warum die Banane krumm ist. Mit dem „Telekolleg“ der 70er Jahre hat das zum Glück nichts mehr gemeinsam. Dank farbenfroher Bilder und den natürlichen Schauplätzen macht das Zusehen nicht nur den Gehörlosen Spaß. Und dabei wird auch nicht alles bierernst genommen. So kann man in einem Film über den Nikolaus erfahren, dass dieser wegen der immer teurer werdenden Futterkosten seinen Rentierschlitten abgeschafft hat und nun mit Hilfe seines Bartes von Ort zu Ort beamt. Scotty hätte sicher seine Freude dran :-)
In den Kurzfilmen agieren die Schauspieler und Berichterstatter durchweg in Gebärdensprache, so dass man dem Verlauf folgen kann, ohne dass die Augen ständig an der unteren Textzeile hängen. Das funktioniert freilich nur, wenn man die Gebärdensprache auch versteht, die möglichst nicht als "Zeichensprache" bezeichnet werden sollte.
Mit dem kostenlosen Schnupperkurs auf der Internetseite visuelles-denken.de können Sie online Gebärdensprache lernen ... nunja ... zumindest die Grundzüge. Denn um Gebärdensprache wirklich zu beherrschen, bedarf es eines guten Trainers und jeder Menge Übung.
Wir finden, Spectrum 11 ist ein tolles Projekt, dass dazu beitragen wird, Gehörlose und Hörbehinderte Menschen weiter am Alltagsleben teilhaben zu lassen. Denn eigentlich gibt es ja gar keine Behinderte, sondern nur „Behinderer“. Ob Treppenstufen, Hör-TV oder Verkehrs-Ampeln ... immer wird nur für die Mehrheit geplant und entwickelt. Doch Gehende können auch Rampen verwenden, Hörende können auch Gebärdensprache lernen und Sehende würden sich nicht an akkustischen Ampelsignalen stören.
Leider ist dies noch nicht bis zu jedem Planer durchgedrungen. Ein Grund mehr, das Projekt „spectrum 11“ an dieser Stelle zu empfehlen. Und wer weiß ... vielleicht wird ja als nächstes der Gebärdensprachen-Chat ins Leben gerufen. Wünscheswert wäre es jedenfalls...