Doch betrachten wir einmal genauer, wer an den Auktionen verdient - am Beispiel des größten und bekanntesten Anbieters:
Eine Woche bei E... im April 2010: durchschnittlich 58.449.889 Auktionen, mehr als 30 Millionen Artikel und über 14,5 Millionen aktiver Mitglieder.
Und heute, im Jahre 2012? Nach mehrheitlicher Meinung scheint sich der Handel auf der Plattform für den Privatmann nicht mehr zu lohnen. Die Schnäppchenjagd gestaltet sich bereits schwierig, weil viele Freunde im Hintergrund haben, welche die Preise in die Höhe treiben. Leider kann das nicht sicher kontrolliert werden. Nur per Zufall fliegen solche Machenschaften auf. Die Folge: Man ersteigert teurer als man wollte, vom berühmten „nur 1 Euro“ ist nichts zu spüren, der Käufer ist verärgert.
Erschwerend kommt hinzu, dass professionelle Bieter ihre Gebote von einer Spezialsoftware ausführen lassen, die nur Millisekunden vor Ablauf einer Auktion nochmal einen um 1 Cent höheren Betrag bietet, als der bis dahin höchste Bieter. Der normale Anwender hat so kaum die Chance auf ein Schnäppchen, solange er nur "manuell" mitbietet.
Nicht viel anders ergeht es aber privaten Verkäufern. Während man noch vor Jahren alte Sachen und Kleidung problemlos los wurde, solange sie in Ordnung waren, muss man heute schon mindestens Markenkleidung ins Paket legen und selbst dann kann es sein, dass nur 1 Euro auf seriösem Weg geboten wird. Zwar ist man schon früher nicht reich geworden, aber man freute sich, dass die Sachen einen guten Zweck erfüllten.
Früher brachten auch die Artikel manchmal erstaunlich viel Geld ein, von denen keiner dachte, dass sie überhaupt jemand kauft. Aber es gibt halt immer mal wieder Sammler. Heute ist der Markt von Angeboten überflutet.
Bastelarbeiten etwa, die ja doch eine gewisse Zeit der Herstellung in Anspruch nehmen, werden zu Schleuderpreisen verhökert. Durch die Verschärfung der Regeln ist das Verkaufen für die Privaten ebenfalls nicht leichter geworden, im Gegenteil. Damit bietet das größte Auktionshaus online eher eine Plattform für E...-Shops.
Die anbietenden Händler haben in den meisten Fällen auch einen Online-Shop, wo man die Produkte günstiger bekommt, da die verschiedenen Gebühren, welche das Auktionshaus verdient, dort wegfallen. Hier kann man auch eher einmal mit einer versandkostenfreien Lieferung rechnen, wenn ein bestimmter Betrag überschritten wurde.
Alles in allem bleibt festzustellen, dass Online-Auktionshäuser immer mehr zu einem normalen Warenhaus verkommen. Dank moderner Technik und der Anonymität (wie soll das Auktionshaus merken, wenn verschiedene Freunde künstlich den Preis in die Höhe treiben?), haben sich die Nutzer diese an und für sich gute Idee mal wieder selber kaputt gemacht. Aber das kennt man ja auch schon aus anderen Bereichen, wo die Anwender "ganz clever" mit Werbeblocker unterwegs sind und anschließend darüber meckern, dass für immer mehr Angebote ein "Pay Now"-Button vorgeschaltet wird. Aber das ist ein anderes Thema... (hs/mr)