Darum sind viele Menschen zu Vegetariern geworden, im sicheren Glauben, dass sie so weniger Leid in dieser Welt anrichten.
Veganer gehen sogar noch eine Stufe weiter. Denn diese Gruppierung isst noch nicht einmal tierische Produkte. Also keine Eier, keine Milch und was sonst noch so von Tieren produziert wird. Zwar essen sie den Tieren ihr Futter weg, doch niemals würde ein Vegetarier einem Tier sein "Produkt" weg essen.
Doch kürzlich kam im WDR-Fernsehen ein Bericht über "kluge Pflanzen". Wer im Zeitraffer sieht, wie die unscheinbaren Pflanzen auf ein bestimmtes Ziel hinsteuern können (zum Beispiel einen Gegenstand, an dem sie hochranken können), oder gar gegeneinander kämpfen, der kommt zu dem Schluss, dass Pflanzen durchaus Gefühle haben.
Untermauert wird diese These durch einen Versuch, bei dem eine Mimose narkotisiert wurde. Normalerweise ziehen sich bei einer Mimose bei Berührung die Blätter zusammen. Nach der Narkose zeigte die feinfühlige Pflanze jedoch keinerlei Reaktion. Selbst Blätter konnte man zerschneiden, ohne dass sie selbige zusammenzieht. Ganz so, wie bei einer Operation.
In einem weiteren Versuch konnte nachgewiesen werden, dass Pflanzen bei Verletzungen eine Art Nervenimpulse in andere Bereiche der Pflanze schicken können. Und über Duftstoffe können sie sogar über weite Strecken miteinander kommunizieren und dadurch bei Gefahr andere Pflanzen dazu bringen, Abwehrreaktionen in Gang zu setzen, die die Fressfeinde in Schach halten sollen.
Zwar hören wir von einer Möhre keinen gepeinigten Schrei, wenn wir sie - nackt wie sie ist - aus der Erde ziehen. Und mit unserem begrenzten gedanklichen Horizont können wir eine Bewegung nur erkennen, wenn ein Objekt in einem überschaubaren Zeitrahmen von einer Position zu einer anderen wandert. Darum kommt es uns so vor, als würden sich Pflanzen nicht bewegen.
Betrachtet man sie jedoch im Zeitraffer, wirken sie fast wie Tiere. Einige fleischfressende Pflanzen machen sogar regelrecht Jagd auf Tiere, und bewegen sich selbst für das menschliche Auge durchaus sichtbar, indem sie ihre Beute gefangen halten. Die Venusfliegenfalle ist eine solche Fleisch fressende Pflanze, die in kürzester Zeit ihr "Maul" schließen kann und das gefangene Insekt keine Chance mehr hat, zu entkommen. Eine Art Magenflüssigkeit sorgt dann für die Verdauung - ganz so wie bei den Tieren.
Offensichtlich hat die Menschheit noch nicht mitbekommen, dass auch Pflanzen sensible Lebewesen mit Gefühlen sind - halt nur in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Für eine Stubenfliege bewegt sich der Mensch in etwa so langsam, wie eine Pflanze sich für menschliche Verhältnisse bewegt. Das ist auch der Grund, warum es uns kaum gelingt, eine Fliege mit der Fliegenklatsche erschlagen zu können. In ihrer Zeitrechnung sieht sie die Fliegenklatsche wie in Zeitlupe auf sich zukommen und kann in aller Seelenruhe davon fliegen.
Und bei einigen Meerespflanzen (oder Tieren?) weiß man überhaupt nicht so recht, ob es nun eine Pflanze ist, oder ein Tier.
Wenn aber Pflanzen nun mit Tieren gleichzustellen sind, was dürfen wir denn dann noch essen? Früher war es einfach. Gegessen wurde, was greifbar war. Ob das nun die Pflanze auf der Wiese war, oder das erlegte Mammut. Was Energie brachte und vor dem Verhungern schützte, war gut genug für uns. So, wie fressen und gefressen werden schon seit jeher ein fester Bestandteil der Natur ist.
Will man sich als denkender Mensch nun ethisch korrekt verhalten, so dürfte man also neben Tieren auch keine Pflanzen mehr essen. Denn diese scheinen ja genauso zu leiden, wenn wir sie mit einem Skalpell aufschlitzen, ihre Innereien herausquetschen und ihren Lebenssaft durch eine Saftpresse jagen und ihn uns wie Hannibal Lecter genüsslich die Kehle herunter laufen lassen.
Das einzige, was man unter ethischen Gesichtspunkten verzehren darf, sind die Früchte von Pflanzen. Also nicht die Pflanze selbst, sondern lediglich ihre Früchte, wie beispielsweise Äpfel oder Nüsse. Denn diese wurden von der Pflanze einzig zu dem Zweck produziert, als Nahrung zu dienen, damit die in den Früchten enthaltenen Samen möglichst weit verbreitet werden ... oft sogar erst, nachdem sie den Darm eines Tieres passiert haben und viele Kilometer entfernt wieder ausgeschieden werden.
Wer beispielsweise eine Möhre isst, könnte auch die Hauptschlagader eines Tieres essen. Denn das, was wir als "Möhre" kennen, ist nichts weiter als die Wurzel einer Pflanze, die eigentlich an der Oberfläche der Erde wächst, blüht, und bestäubt werden will, um sich zu vermehren. Statt dessen ziehen wir sie ohne jede Betäubung aus den Boden, reißen ihr den Kopf ab und verarbeiten sie anschließend mit bestialischer Grausamkeit mit Hilfe von scharfen Messern oder gar in einem Mixer, und geben sie anschließend schon unseren kleinen Babys als Brei zu essen, damit diese sich sogleich an den Geschmack dieser grausamen Welt gewöhnen können.
Bei der Kartoffel ist es ganz ähnlich. Die eigentliche Pflanze und ihre Früchte sind für den Menschen ungenießbar. Damit will sich die Kartoffel vor ihrem Fraßfeind schützen. Doch was tut der Mensch? Anstatt sie zu ehren und zu respektieren, hat er einen Weg gefunden, zumindest einen Teil der Pflanze verzehren zu können ... nämlich die Knolle, die von der Pflanze nie für den Verzehr vorgesehen wurde.
Ich fordere darum den sofortigen Stopp von Kampagnen, die dazu auffordern, mehr Pflanzen zu essen. Die Pflanzen brauchen eine Lobby!
Fleischesser stehen auf der ethischen Skala ganz unten. Die Leute, die keine Tiere essen, stehen schon etwas höher. Noch besser sind die Leute, die ausschließlich pflanzliche Kost essen. Das sind die Veganer. Doch auch diese essen die komplette Pflanze, was zudem auch nicht besonders nachhaltig ist. Ich jedoch bin ab sofort noch eine Stufe besser: Ich esse jetzt nur noch Produkte von Pflanzen, die von diesen für den Verzehr vorgesehen wurden. Nämlich deren Samen und Früchte. Wobei .... die Samen der Pflanzen zu essen, ist ja irgendwie auch ganz schön pervers. Stellt man sich damit nicht auf die gleiche Stufe wie jemand, der Fischeier - besser bekannt als Kaviar - isst? Ab sofort gibt es also auch kein Getreide mehr, sowie keine Produkte, die aus Getreide gewonnen werden.
Mag sein, dass ich jetzt verhungern muss. Aber dann bin ich wenigstens ethisch korrekt verhungert. Nach meinem Ableben bitte ich zudem um eine standesgemäße Kompostierung, damit ich den Pflanzen dann wenigstens noch als Nahrungsquelle diene und dadurch zumindest einen Teil meiner bisherigen Fehler wiedergut machen kann.
Sorry, liebe Pflanzen. Vielleicht wird eines Tages einmal ein Film über solche Verbrechen der Menschheit gedreht. Den passenden Titel dafür gibt es ja bereits: "Denn sie wissen nicht, was sie tun".
In diesem Sinne,
Peter Miese - der miesepetrige Besserwisser