3,8 Millionen Benutzer klicken also fast täglich auf ihre Felder, um Wassermelonen, Erbsen und Getreide zu ernten. Sie klicken auf Einhörner, um anschließend einen Haufen Einhorn-Dung ihr Eigen zu nennen und sie klicken auf Trolle, um ihnen einen Zahn auszuschlagen, den sie dringend zum Bau einer Kneipe benötigen. Warum man für eine Kneipe Zähne von Trollen braucht, wird wohl das ewige Geheimnis der Programmierer bleiben.
Dabei kostet fast jeder Spielzug (virtuelle) Energie .... und (reale) Zeit. Der Zeitfaktor ist ohnehin ein elementarer Bestandteil von Magic Land. Denn sind die wenigen zur Verfügung stehenden Spielzüge aufgebraucht, erhält man rund alle 5 Minuten einen neuen "Energiepunkt". Das reicht gerade mal, um 1x ein Einhorn zu kraulen. Für einen Haufen Einhorn-Dung muss man es aber 4x kraulen. Ohne Energiepunkte - die praktisch gleichbedeutend mit Spielzügen sind - kann man in Magic Land jedoch fast nichts machen. Um nun nicht ständig 5 Minuten lang untätig auf die Spieloberfläche starren zu müssen, kann man Energiepunkte hinzu kaufen. Für schlappe 4 virtuelle Diamanten bekommt man 3 weitere Spielzüge. Diese virtuellen Diamanten kann man sich mit viel Zeitaufwand im Spiel erarbeiten. Man muss jedoch fast eine Woche mehrmals täglich Magic Land spielen, bis man mal 4 Diamanten zusammen hat, und sich davon dann 3 Spielzüge kaufen kann, die innerhalb von 5 Sekunden aufgebraucht sind und noch nicht mal reichen, seine Felder abzuernten. Denn die Ernte eines jeden Minifeldes kostet ebenfalls einen Energiepunkt. Es muss schon mit Magie erklärbar sein, dass das Kraulen eines süßen Einhorns in Magic Land genauso viel Energie kostet, wie die schweißtreibende Ernte auf dem Feld.
Da man immer nur wenige Minuten oder gar Sekunden aktiv spielen kann, macht das Spiel nicht wirklich Spaß. Doch zum Glück haben die Entwickler auch daran gedacht und die Möglichkeit eingebaut, virtuelle Diamanten gegen reales Geld kaufen zu können. 22 Diamanten gibt es schon für 2 Euro. Umgerechnet also 11 Cent je Diamant, oder 44 Cent, um einen Haufen Einhorndung "erkraulen" zu können, ohne ewig warten zu müssen. Da die so erkauften Spielzüge binnen weniger Sekunden aufgebraucht sind, kann man verschiedene Pakete kaufen. Für schlappe 95,80 Euro erhält man 1200 virtuelle Diamanten, wenn man den günstigsten "pro-Stück-Preis" haben möchte. Pro Diamant spart man dann ganze 3 Cent - Na, wenn sich das mal nicht lohnt?!?
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Die Rede ist hier nicht etwa von Megaspielen wie "World of Warcraft". Magic Land ist ein simpel gestricktes Spiel, bei dem man nicht viel mehr machen kann, als Felder und Häuser anzuklicken, um Getreide anzubauen oder Gelder einzusammeln. Wer gibt denn dafür mehr Kohle aus, als ein "richtig gutes" Computerspiel kosten würde?
Somit wird man also ständig genötigt, sich am besten mehrmals täglich bei Magic Land einzuloggen, um nochmal ein paar Spielzüge machen zu dürfen. Mittags nach dem Aufstehen muss man seine Felder ernten und dann neue Samen säen. Idealerweise mit Pflanzen, die genau dann erntereif sind, wenn im Fernsehen die Werbeunterbrechung kommt und man mal wieder Zeit findet, in Magic Land seine Spielzüge abarbeiten zu können.
Ich kann euch sagen ... das Leben als Hartz-IV-Empfänger kann ganz schön stressig sein. Da beneide ich doch die Vollzeit-Beschäftigten, die das Geld haben, sich für rund 100 Euro genügend virtuelle Diamanten kaufen zu können, um das Spiel nicht spielen zu müssen, da man sich mit diesen virtuellen Diamanten praktisch von allen im Spiel gestellten Aufgaben freikaufen kann.
So, jetzt habe ich aber keine Zeit mehr, noch mehr über Magic Land zu schreiben ... denn der Weizen ist gerade erntereif geworden.
In diesem Sinne,
Peter Miese - der miesepetrige Besserwisser.
(22.06.2012)